Wieder hat mich eine spannende Mail aus Butru erreicht und vielleicht ist ja wirklich jemand da draussen, der gute Tipps und fachliches Wissen hat?
Bis bald mal wieder Manfred
Lieber Manfred.
Ob sich unter unseren Freunden ein
Banker befindet, der uns ein paar Tips geben könnte? Lies mal den
Anhang, vielleicht stellen wir ihn in den blog?
Butiru, 10.09.2015
Liebe Freunde.
RE: Butiru Village
Bank
Wir brauchen fachmännische Kenntnisse zum Bankwesen. Vielleicht
könnte jemand unter Euch uns ein paar Tips geben?
Vor zwei Jahren hatten
wir, neben der Microfinance- Kreditausgabe fuer Witwen – die zur Zeit separat
gemanaged wird , mit einer kleinen Sparkasse für unsere Mitarbeiter in Butiru
begonnen, wo mittlerweile auch etliche unserer Bushiyi Lehrer Mitglied sind. In
Uganda gibt es noch kein zuverlässiges Rentensystem, so dachten wir es ist nicht
schlecht, pro Mitarbeiter jeden Monat etwas Geld vom jeweiligen Gehalt für
später zu sparen. Beim Ausscheiden aus dem Dienst bekommt dieser Mitarbeiter
dann den angesparten Betrag ausgezahlt und es kann ihm helfen, ein Stück Land
zu kaufen oder vielleicht ein kleines Business einzurichten, welches ihm dann im Alter helfen kann. So ist es jetzt für
unsere Mitarbeiter von den Köchen bis zu Schulleitern Pflicht, dass sie pro Monat 5 %
ihres Gehaltes sparen. Zur Zeit haben
wir 154 Mitglieder in dieser Sparkasse registriert.
Nach etwa einem halben
Jahr war das gesparte Kapital auf eine Summe angestiegen, die es uns ermöglichte, mit der Ausgabe von Krediten an
unsere Mitarbeiter zu beginnen. Eine unserer Regeln besagt, daß der Kredit nicht mehr betragen darf, als was ein
Mitarbeiter innerhalb eines Jahres zurückzahlen kann, ohne mehr als 50 % seines
Gehaltes für die monatliche Kreditrückzahlung zu verwenden. Die längste
Kreditabzahlungszeit beträgt also 12 Monate und für einen Kredit dieses
Zeitraums verlangen wir 20 % Zinsen. Für einen kleineren Kredit, der
innerhalb eines Trimesters, das sind
vier Monate, zurück gezahlt wird, verlangen wir
10 % Zinsen und für einen Zwei-Trimester-Loan (das sind 8 Monate)
verlangen wir 15 % Zinsen.
Wenn also jemand z.B. 1.000.000/=
USH (umgerechnet etwa 300 €) für ein ganzes Jahr ausleiht, werden ihm die 20 %
Zinsen gleich draufgerechnet, macht also gesamt 1.200.000/= USH
zurückzuzahlende Summe. Und dieser Betrag wird dann gleichmäßig auf die 12
Monate verteilt.
Die Rückzahlungen werden
immer gleich automatisch, zusammen mit dem monatlichen Sparbetrag der 5 % (der
weiterlaufen muß) von den jeweiligen Schulbursars (Finanzverwalter) vom Gehalt abgezogen und zur
Sparkasse rübergebracht.
Bisher haben wir eine
volle Kraft, Jane Waswa (auch ehemaliges Waisenkind) die diese Sparkasse
betreibt. Hier mit einer unserer Mitarbeiterinnen, die einen Kredit beantragen
möchte. Für diese kleine Bank haben wir unsere ehemalige Schulkantine, vorne am
Management Block geräumt. Auf dem nächsten Foto seht Ihr Jane an ihrer
Außentür. Bisher teilt sie sich diesen
Raum noch mit Victo, die unsere Microfinanzkredit-Ausgabe für die Witwen
managed.
Da diese Räumlichkeit
sich direkt am Haupttor befindet, wo Tag und Nacht immer wenigstens einer
unserer Askaris on Duty steht, ist das Geld dort auch sicher.
Von den Kreditzinsen,
also dem Profit, bezahlen wir Janes Gehalt, dann schütten wir einmal jährlich Zinsgewinne an die Sparer aus (letztes Mal
waren es 12 % für das Jahr) und können trotzdem das Gesamtkapital regelmäßig noch etwas aufstocken. Zur Zeit haben wir ein
Kapital von 32.000.000/= USH (ca. 10.000 €), welches zum größten Teil in Loans
unter den Leuten ist.
Soweit so gut.
Nun kommen mehr und mehr
Dorfbewohner aus der Umgebung und bitten, bei uns auch ein Konto aufmachen zu
dürfen. Die nächsten Banken sind in Mbale, mehr als eine Autostunde entfernt
und es ist für einfache Dorfleute nicht leicht, dort ein Konto zu eröffnen und zu
betreiben.
Dann sind unsere Schule
in Butiru mittlerweile auch so gewachsen, daß wir Schulgeldzahlungen eigentlich
über ein Banksystem regeln müssen. Die Eltern kommen ja mit dem Bargeld (meist
in Raten, manchmal auch in Form von Feuerholz, Bohnen, Mais, Spinat oder was
sonst so gebraucht wird) zum Schulbursar und bezahlen dort gegen Beleg. Aber das ist so ein System von der Hand in den
Mund, und bürdet auch den Bursars viel Arbeit auf – besonders zu Beginn der
Trimester. Es wäre besser, wenn die Schulgeldzahlungen erstmal auf ein
Bankkonto gebracht würden, dann ordentlich per wöchentlicher Requisitions nach
Übereinstimmung mit dem Trimesterbudget von
den Schulbursars, mit Gegenzeichnung des Schulleiters, von den jeweiligen
Konten abgehoben würden.
Wir haben nun dieses
Trimester bereits einen jungen Mann, Emma, eingestellt, der in Janes Büro alle
Schulgeldeingänge für die Sekundar- und Grundschule entgegennimmt.
Die Vorschule, das
Lehrercollege, Farm, Genossenschaft und Werkstätten handeln ihre Finanzen dieses
Jahr alle noch selber, sollen aber im nächsten
Jahr auch zentralisiert werden.
Aber mit all dem äußeren
Umbau, größerem Tresor, Auslagerung des Microfinancedepartments etc. werden wir gut fertig. Was uns
Kopfschmerzem macht ist die Buchhaltung (ohne Computer). Wie bringen wir all
diese Konten besser unter?
Bisher hat jeder
Mitarbeiter (Sparer) ein Schulheft, was IN/OUT/BAL wie ein Cashbook liniert
ist. Da werden monatlich alle Transaktionen per Hand eingetragen. Dann hat die
Bank große Kontobücher, die alphabetisch sortiert sind,wo alle Transaktionen
(wie in den Schulheften) für die Bank per Sparer kopiert werden.
Dann gibts noch ein
Overall-Cashbook, was den Gesamtbestand der Bank reflektiert. Also alles was in
den kleinen Sparbüchern notiert wird, taucht dann auch in diesem großen
Cashbuch auf. Und zu jedem Monatsende wird eine Prüfung gemacht. Da wird das
Cash at hand zu den ausstehenden Krediten addiert und man kann sehen, ob das
Gesamtkapital sicher ist.
Jetzt müssen wir ja aber andere
Sparten einführen, z.B. die Banking Charges für Schulgeldeinzahlungen, die dann
helfen diesen zweiten Mitarbeiter zu bezahlen.
Und wir bräuchten einfach
ein paar Tips, wie man die Buchhaltung besser organisieren könnte. Dann auch
Tips zum Umgang mit Außenkunden. Bei unseren eigenen Mitarbeitern koennen ja
keine Probleme z.B. mit Rückzahlung von Krediten auftreten, weil alle Gehälter
„sicher“ sind. Aber wie geht man mit Außenkunden um? Für die ersten sechs Monate würden wir nur
Sparbücher erlauben, aber irgendwann muß das Geld ja unter die Leute und Profit
erwirtschaften, so daß auch den Sparern später Zinsen gezahlt werden können.
Und die Kreditausgabe kann auch wirklich ein Segen sein: etliche unserer
Mitarbeiter sind am Häuserbauen, konnten Land kaufen, eine gute Milchkuh u.a.m
Bei Außenkrediten müßten
wir wohl Sicherheiten verlangen, oder vielleicht auch Garanten?
Unsere email
Mit vielen herzlichen
Grüßen und Segenswünschen,
Eure Elisabeth, Jane und
Team
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